Der Stand der Weltausstellung Brüssel 1910
Die Geschichte unserer Weine ist seit jeher mit der Geschichte unserer Familie verbunden. Über die Jahre haben wir eine endlose Zahl von Gegenständen mit Bezug zur Weinwelt gesammelt, sowie persönlich Gegenstände und Dokumente von hohem historischen Wert, denn für uns stellt die Geschichte der vergangenen 148 Jahre einen der wertvollsten Schätze dar. Im Jahr 2002 hatten wir vieles zu feiern, einschließlich des 125. Jahrestags der Bodega, und somit in gewisser Weise die Erfüllung des Traums unseres Gründervaters, den „Rioja Supremo”.
López de Heredia auf der Weltausstellung in Brüssel 1910
1910 erlebten Europa und Amerika einen euphorischen Augenblick von Frieden und Hoffnung, mit den Impulsen von Handelsverbindungen, die Madrid einen modernen Charakter und europäische Ausrichtung verliehen. In diesen günstigen Bedingungen eröffnete Don Rafael sein Büro an der Ecke der Calle Alcalá und Calle Sevilla, in einem Viertel, das eine Atmosphäre ähnlich der „City“ in London angenommen hatte, mit den monumentalen Gebäuden großer Banken und den Büros von „La Equitativa“, wo López de Heredia sich etablierte.
1910 wurde das Hotel Ritz in Madrid eröffnet und Don Rafael erreichte, dass man Viña Tondonia während dieser „Belle Epoque“ mit einem Ausdruck für einen gehobenen Lebensstil verband. Tondonia wurde im „L'Hardy”, „Tournie”, dem „Hotel Ritz” und später im „Palace” serviert und später in den besten Restaurants auf der ganzen Welt. Zwei Ereignisse boten dem Gründer der Bodega die perfekte Gelegenheit, seinen Produkten die kosmopolitische Reichweite zu eröffnen, die er sich wünschte: Die Weltausstellung in Brüssel 1910 und die Weltausstellung in Buenos Aires, die im gleichen Jahr zu Feier der Hundertjahrfeier der Republik Argentinien stattfand.
Angespornt von der Tatsache, dass diese zwei Ereignisse im Zentrum Europas und in der Hauptstadt der wohlhabendsten Nation Lateinamerikas stattfanden, plante er die Präsentation seiner Weine im Rahmen einer künstlerischen, originalen und eleganten Struktur, die vom Trend des Modernismus beeinflusst war. Don Rafaels Beziehungen in ganz Europa sowie die Zusammenarbeit mit seinem ältesten Sohn, Don Rafael López de Heredia Aransáez (der im Alter von 20 Jahren seine Studien in Maschinenbau in Deutschland abgeschlossen und weitere Studien in England und Frankreich aufgenommen hatte) waren wichtige Einflüsse, um die Ideen seines Vaters zu realisieren.
Zu seinen Freunden zählte Don Nicolás de Escoriaza, ein Agraringenieur und königlicher Beauftragter für die spanische Repräsentanz auf der Weltausstellung in Brüssel, der Don Rafael bei der Installation der Struktur von López de Heredia innerhalb des spanischen Pavillons unterstützte.
Wir verfügen über Briefe, welche die ersten Kontakte mit einem von Don Escoriaza empfohlenen französischen Spezialunternehmen detaillieren. Jedoch konnte Don Rafael mit dieser Firma keine Einigung erzielen, da diese den Fertigstellungstermin für die Eröffnungszeremonie nicht garantieren konnte.
Errichtung des Messestands
Für die Handwerker in Haro war die Ausführung dieses Projekts, das Don López de Heredia (im Bewusstsein der Kunsttrends der Epoche) gemeinsam mit den Architekten J. Cabrera y Latorre entworfen hatte, eine ehrenvolle Aufgabe. Die Struktur bestand aus einem Rundbau, der Regale und Spiegel im venezianischen Stil enthielt und mit Geländersäulen und einem von Flaggen verzierten Kolophon vervollkommnet wurde.
Unter den Zimmermeistern ist Juan Sagredo mit Sitz in der Calle Marqués de Francos 63 in Haro besonders hervorzuheben. Die Konstruktionsdetails, Pläne und Montageanleitungen der Struktur befinden sich im Archiv von Lopez de Heredia. Ihre bewundernswerte Präzision und bemerkenswerte Aufmerksamkeit für Details ermöglichte die jüngste Restaurierung und den Wiederaufbau der Struktur. Außergewöhnliche Arbeit leistete auch der Schreiner José Besga mit der „Boiserie” aus Walnussholz.
Verdienst für alle dekorativen und Ornamentarbeiten gebührt dem Bildhauer und Schreiner Fidel Vargas y San Román. Don Rafael war mit dessen Arbeit so zufrieden, dass er diese dem Beauftragten der Weltausstellung mitteilte, und Fidel Vargas erhielt die entsprechende Honorarkompensation.
All diese Mühen wurden großartig belohnt, als ein Telegramm des Hochkommissars Don Nicolás de Escoriaza mit folgendem Wortlaut in der Bodega in Haro eintraf: „LÓPEZ DE HEREDIA: GROSSER PREIS – WELTAUSSTELLUNG BRÜSSEL 1910”.
Die große Sorgfalt, mit der dieser Stand abmontiert wurde, ermöglichte das erneute Aufstellen in seiner ganzen Pracht 92 Jahre später zur Präsentation der Weine von López de Heredia Viña Tondonia, dem „Rioja Supremo”.
Von der originalen Installation des Standes auf der Weltausstellung in Brüssel 1910 ist nur das oben gezeigte Bild erhalten. Leider ist die Glasplatte des Negativs vom Alter gezeichnet, doch war sie uns für den erforderlichen Restaurierungsprozess von Nutzen.
Die Restaurierung des Standes
Über die Nachbildung der Originalprojekte unseres Gründers hinaus restaurieren und pflegen wir seit einiger Zeit alte Gegenstände von großem historischen und emotionalen Wert nicht nur für uns, sondern auch für unsere Freunde und Kunden sowie für unser Region.
Die Restaurierung dieses Verkaufstands war ein Traum aller Mitglieder unserer Familie. Wir haben sie fachgerecht und so originalgetreu wie möglich ausgeführt. Dafür stützten wir uns auf alte Fotografien, Pläne und Dokumente. Im Einklang mit der Essenz der Restaurierungsarbeit verwendeten wir natürliche Produkte, welche die Patina oder natürlichen Alterserscheinungen des Holzes nicht zerstören, sowie eine umkehrbare Methode, mit der die Installation in der Zukunft beliebig oft auseinander- und wieder zusammenmontiert werden kann. Die Idee der Restaurierung dieses modernistischen Stands war ein alter Traum, der sich realisieren ließ, da die Bauteile im gesamten Weingut verstreut waren. Oft war das Holz beschädigt, von Holzwürmern befallen oder die Farbe verblasst.
Blanca Ameztoy Fernández-Montes widmete der Wiederherstellung dieser schönen Stücke mehr als ein Jahr mit dem Reinigen, Desinfizieren, Konsolidieren und Wachsen, ausschließlich mit natürlichen Produkten und im Respekt der Originalkonzeption der Struktur. Obwohl die meisten strukturellen und dekorativen Elemente erhalten wurden, gingen einige verloren, so ein kleiner Teil des Bodens, eines der Schaufächer und ein Teil vom Sims. Diese Teile wurden originalgetreu anhand der bewahrten Dokumente nachgebildet. Auch eine neue Abdeckung wurde angefertigt, da das Original nicht mehr nutzbar war. Auch in diesem Fall wurde auf das Aussehen und Rohmaterial des Originals zurückgegriffen. Dank dieser Mühen können wir den modernistischen Verkaufsstand heute so präsentieren, wie er 1910 war.